Loslassen lernen: Vergangenheit, Beziehungen, Kontrolle & Wut

Wie Sie lernen können, vergangene Traumata und Verletzungen loszulassen.
Loslassen lernen

Vergangene Ereignisse können einen erheblichen Einfluss auf unser tägliches Leben haben – von unseren Überzeugungen bis hin zu den Entscheidungen, die wir treffen. Loslassen lernen kann Ihnen viele Freiheiten und Frieden zurückgeben.

Es gibt unterschiedliche Ereignisse aus der Vergangenheit, deren Loslassen schwierig sein kann, wie z.B.:

  • intime Beziehungen
  • wahrgenommene Erfolge oder Misserfolge
  • Fehler oder Bedauern
  • Ereignisse, die beunruhigend oder verstörend waren

Loslassen lernen können Sie mit Hilfe verschiedener Methoden. Zu den Möglichkeiten, mit den anhaltenden Auswirkungen vergangener Erfahrungen umzugehen und um ungelöste Gefühle zu erforschen gehören Selbstmitgefühl, Achtsamkeit oder eine Therapie.

Gründe, weshalb Vergangenheit loslassen schwierig sein kann

Lebenserfahrungen können uns auf unterschiedliche Weise beeinflussen. Fällt es manchen leicht, nach einer schwierigen Erfahrung weiterzumachen, können Erfahrungen bei anderen ihre psychische Gesundheit dauerhaft belasten.

Fällt es einem schwer, ein Ereignis aus der Vergangenheit loszulassen, hat man möglicherweise ein Trauma erlebt. Ein Traum wird definiert als eine Art psychische Wunde, die durch eine belastende Erfahrung wie Gefahr, tiefe Beschämung oder Verlust entstehen kann. Der Kummer, den ein Trauma verursacht, kann das Denken verändern.

Man kann auch an der Vergangenheit festhalten, weil man sich nach positiven Erfahrungen sehnt, die nun vorbei sind. Auch das Festhalten an vergangenen Ereignissen aufgrund des Wunsches, in Zukunft keine Verletzungen zu erfahren, kann dem loslassen lernen im Weg stehen.

Die Vergangenheit loslassen lernen

Die folgenden Methoden können Ihnen dabei helfen, sich von belastenden Erinnerungen zu lösen.

Üben Sie sich in Selbstmitgefühl

Selbstmitgefühl bedeutet, sich selbst die gleiche Güte und Fürsorge zu schenken, die wir einem guten Freund schenken würden.

Sie können sich in Selbstmitgefühl üben, indem Sie die Art ändern, mit welcher Sie zu sich selbst sprechen. Lernen Sie aufmerksam zu werden, wenn Ihre Gedanken kritisch werden, und ersetzen Sie sie durch verzeihendere Alternativen.

Sie können Ihre Gedanken in einem Selbstmitgefühl-Tagebuch notieren, um diese Fähigkeit zu üben.

Üben Sie sich in Achtsamkeit

Achtsamkeit ist die Fähigkeit, sich auf das zu konzentrieren, was in der Gegenwart geschieht.

Haben Sie mit Grübeln zu kämpfen, kann diese Methode sehr hilfreich für Sie sein. Eine Studie (2016) konnte aufzeigen, dass Menschen, die ihr Leben achtsamer leben, weniger grübeln und sich selbst gegenüber mitfühlender sind.

Achtsamkeit praktizieren können Sie beispielsweise mit folgenden Tätigkeiten:

  • Üben Sie achtsame, kreative Hobbys aus wie Malen oder das Spielen eines Musikinstruments
  • Nehmen Sie kleine Freuden bewusst wahr wie den Geschmack einer köstlichen Mahlzeit, die Wärme der Sonne auf der Haut oder eine Umarmung
  • Verbringen Sie Zeit in der Natur und lenken Sie die Aufmerksamkeit wieder auf die Umgebung, wenn Ihre Gedanken abschweifen
  • Praktizieren Sie Achtsamkeitsmeditation

Es gibt viele Möglichkeiten zu meditieren. Sind Sie Anfängerin, können Sie folgendem Ablauf nachgehen:

  • Sitzen Sie an einen ruhigen Ort, ohne Ablenkungen
  • Schliessen Sie die Augen und machen Sie mehrere tiefe Atemzüge
  • Konzentrieren Sie sich auf das Einatmen und Ausatmen
  • Tauchen Gedanken über die Vergangenheit auf, lassen Sie sie einen Moment lang zu und konzentrieren Sie sich dann wieder auf Ihre Atmung

Mit dieser kontinuierlichen Rückkehr in die Gegenwart üben Sie sich in Achtsamkeit.

Verpflichten Sie sich, loszulassen

Beim Loslassen lernen hilft Ihnen die Einsicht, dass es notwendig ist, loszulassen. Haben Sie diese Entscheidung einmal getroffen, kann sie sehr ermutigend sein.

Lassen Sie Gefühle zu und fühlen Sie sie

Die Gefühle von Erinnerungen an vergangene Ereignisse können komplex und überwältigend sein. Sie zuzulassen ist jedoch ein wichtiger Schritt zur Verarbeitung des Geschehenen. Erlauben Sie sich, diese Gefühle bedingungslos zu fühlen, ohne zu versuchen, sie zu bekämpfen oder zu korrigieren.

Es kann hilfreich sein, diese Gefühle an einem sicheren Ort auszudrücken, z.B. in einem Tagebuch, mit einem Therapeuten oder mit einem vertrauenswürdigen Freund.

Übernehmen Sie Verantwortung

In bestimmten Fällen kann es helfen, wenn man selbst die Verantwortung für seine Rolle bei einem vergangenen Ereignis übernimmt. Geben Sie sich nicht selbst die Schuld, erkennen Sie aber an, was geschehen ist, um die Verantwortung für vergangene Handlungen zu übernehmen. Dies kann Ihnen helfen, sich weniger hilflos zu fühlen.

Es kann Ihnen auch zeigen, dass wenn Sie die Verantwortung für die Vergangenheit übernehmen können, Sie dies auch für die Zukunft tun können.

Vergangene Beziehungen loslassen lernen

Da Menschen tiefe Bindungen zueinander aufbauen, kann es besonders schwierig sein, Beziehungen loszulassen.

Nebst den oben aufgeführten Methoden können Sie folgende Schritte unternehmen, um eine Beziehung loszulassen:

  • Reduzieren Sie die Erinnerungen an den Ex-Partner (z.B. ihn in den sozialen Medien ausblenden)
  • Schränken Sie den Kontakt zum Ex-Partner vorübergehend oder dauerhaft ein
  • Wenden Sie Zeit für Selbstfürsorge und persönliches Wachstum auf
  • Konzentrieren Sie sich darauf, was ausserhalb der Beziehung alles möglich ist
  • Setzen und respektieren Sie Grenzen

Das Nachdenken über die positiven Aspekte einer Trennung kann dazu beitragen, die Gefühle des Verlusts zu minimieren.

Wie man Ressentiments loslässt

Ressentiments sind Gefühle von ungelöster Wut, Verrat und Groll. Diese treten häufig bei Menschen auf, denen es schwer fällt, ein vergangenes Ereignis loszulassen. Wut und Groll können auch nach einem Trauma oder als Begleiterscheinung einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) auftreten.

Schritte zur Bewältigung solcher Ressentiments finden Sie nachfolgend aufgeführt.

Drücken Sie Wut auf sichere Art und Weise aus

Wut ist ein negativer Gefühlszustand, der meist mit feindseligen Gedanken, körperlicher Erregung und unangepassten Verhaltensweisen einhergeht. Manche Menschen zögern, ihre Wut zu äussern. Längerfristig unterdrückte Gefühle können sich jedoch negativ auf die allgemeine Gesundheit auswirken.

So können Sie Wut auf eine sichere Weise ausdrücken:

  • Schreiben Sie Ihre Gefühle auf Papier und werfen Sie es dann weg
  • Drücken Sie Ihre Gefühle durch Kunst, Musik oder andere kreative Hobbys aus
  • Bewegen Sie sich oder treiben Sie Sport, z.B. Joggen

Sind die Gefühle der Wut Folge eines Traumas oder einer PTBS, kann eine Traumatherapie hilfreich sein.

Vergeben um loszulassen

Vergebung kann bedeuten zu akzeptieren, dass die Handlungen der anderen Person schädlich waren und gleichzeitig die Wut loszulassen, um das eigene Wohlbefinden zu fördern. Den Geist von Wut und Schmerz zu lösen ist nicht leicht, aber Sie können es lernen.

Lernen Sie, die Kontrolle loszulassen

Das Bedürfnis zu haben, viele Aspekte seines Lebens zu kontrollieren, kann damit zusammenhängen, dass man sich selbst oder anderen nicht vertraut. Lebenserfahrungen können eine Angst vor Ungewissheit hervorrufen und dazu führen, dass man alle Ereignisse so weit wie möglich kontrollieren möchte.

Sie können mit folgenden Schritten die Kontrolle loslassen und die Kunst der Hingabe lernen:

  • Finden Sie heraus, warum das Bedürfnis nach Kontrolle besteht, und untersuchen Sie die Überzeugungen darüber, was passiert, wenn Sie die Kontrolle abgeben
  • Ermitteln Sie die Gefühle oder Ereignisse, die das Kontrollbedürfnis auslösen, und überlegen Sie, wie Sie auf gesündere Weise damit umgehen können
  • Üben Sie sich darin, die Kontrolle in kleinen, überschaubaren Schritten loszulassen, z.B. indem Sie eine Aufgabe an jemand anderen delegieren
  • Beginnen Sie, Entscheidungen auf der Grundlage von Liebe und nicht von Angst zu treffen

Dies kann Ihnen mit der Zeit helfen, sich selbst zu beweisen, dass Sie die Dinge nicht kontrollieren müssen, um glücklich zu sein oder um Probleme zu lösen.

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